Die Bismarcks by Thies Jochen

Die Bismarcks by Thies Jochen

Autor:Thies, Jochen [Thies, Jochen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492961707
veröffentlicht: 2013-11-12T16:00:00+00:00


Jugendjahre der Enkel

Otto Christian Archibald Fürst von Bismarck kam am 25. September 1897 in Schönhausen zur Welt. Er war damit der Stammhalter der Familie, wenige Monate bevor sein Großvater, der Reichskanzler, starb. Wie seine Schwester Hannah erhielt das Kind einen zweiten Vornamen, der die enge Verbindung zur Familie Rosebery demonstrierte. Otto bekam zunächst Privatunterricht. Im Alter von zehn Jahren begann man in seinem Umfeld damit, ihn wie einen kleinen Fürsten zu behandeln. Er wurde maßlos verwöhnt. Ein zu dieser Zeit entstandenes Porträt zeigt in Anspielung an Bilder des Großvaters einen dunkelblonden Jungen im Samtanzug mit Kniebundhose, einer weißen Bluse mit gesticktem Kragen, einen Jagdhund am Halsband haltend. Als 1908 in der Regensburger Walhalla eine Büste für seinen Großvater enthüllt wurde, durfte Otto dabei sein. Der Festakt regte ihn derartig auf, dass er einen Ohnmachtsanfall erlitt und eine Gehirnerschütterung davontrug. Otto kämpfte fortan mit einer Art Platzangst und vermied öffentliche Auftritte, soweit dies in seinem späteren Leben und seiner beruflichen Karriere möglich war.

Im April 1912 trat er in die Untersekunda des Auguste-Victoria-Gymnasiums in Plön ein. Beim Sprung von einer Mauer erlitt er dort einen Nierenriss, der ihm zeitlebens zu schaffen machte. Einige Jahre später wurde die rechte Niere entfernt, ein paar Jahre später die Gallenblase. Im August 1915 legte Otto das Abitur ab und ging für ein Jahr als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter ins Auswärtige Amt. Der Studienbeginn als Jurist in Bonn wurde, ähnlich wie der des Vaters im 1870/ 71er Krieg, durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen.

Am 11. August 1916 trat Otto als Fähnrich bei dem Regiment Gardes du Corps in Potsdam seinen Dienst an.10 Während seines zweimonatigen Aufenthalts auf dem Truppenübungsplatz in Döberitz bei Berlin war er abends häufig in der Hauptstadt. Er besuchte Theaterveranstaltungen und sah Freunde der Familie. Am 12. Januar 1917 avisierte er seiner Mutter einen Familienbesuch – »hoffentlich in Offiziersuniform«. 14 Tage später wurde er tatsächlich zum Leutnant befördert und an die Ostfront geschickt. Bei der 4. Eskadron seines Regiments in der Nähe von Wilna versah er seinen Dienst. Aus seinen Briefen spricht die für die Zeit übliche Begeisterung eines jungen Soldaten, der keine Angst kennt. Die preußische Elite setzte ihre Söhne, wie bereits im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 die Beispiele vom Vater und Ottos Onkel Wilhelm gezeigt hatten, bewusst dem Risiko des Soldaten bei der Kampftruppe aus. Das Erlebnis der Kameradschaft im Regiment bildete die prägendste Jugenderinnerung des ältesten Bismarck-Enkels.

Nach Kriegsende setzte Otto sein Jurastudium fort und bestand 1921 das Referendarexamen. Der sich nun steigernde Bismarck-Kult trug dazu bei, dass er, auf der Reichsliste der Deutsch-Nationalen Volksparte (DNVP) auf Platz 2 kandidierend, als seinerzeit jüngster Abgeordneter in den Reichstag einzog. Dort vertrat er bis 1927 den Wahlkreis Weser-Ems. Die Gattin von Hans von Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, bedauerte bei einem Nachmittagstee im Garten des Auswärtigen Amtes, dass Otto der DNVP beigetreten sei und dort den völkischen Flügel repräsentiere. Sein Großvater habe die Nationalliberalen ins Leben gerufen, »da hätte er nach seinen Familientraditionen doch richtiger getan, in die Volkspartei einzutreten«.11 Otto selbst sah sich auf dem linken Flügel der DNVP beheimatet.



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